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Nick

Hey!


Ich bin Nick Weihs, 29 Jahre alt und Para-Athlet.

Ich gehöre der paralympischen Beeinträchtigungskategorie T44 an, welche die Amputation der unteren Extremitäten unterhalb des Knies umfasst. Ich darf somit auf die Teilnahme an den paralympischen Spielen 2024 in Paris hinarbeiten. Doch bis hierher war es ein langer und schwerer Weg:


Mit 4 1/2 Jahren fuhr ich mit meinen Eltern auf einem Trike, welches durch Ungleichgewicht auf die Gegenfahrbahn zog und von einem entgegenkommenden Fahrzeug erfasst wurde.

Folglich lag ich 12 Tage im künstlichen Koma, erlitt ein Schädelhirntrauma 3. Grades und mir wurde eine Überlebenschance von 20 - 30% zugesprochen.


Nach der Amputation meines rechten Unterschenkels erholte ich mich gegen alle Erwartungen schnell und nahm mein Schicksal an. Zeitnah stieg ich in meine erste Prothese und erlernte das Gehen. Doch dabei sollte es nicht bleiben.


Schnell lief und sprang ich schneller und weiter als die meisten, die noch beide Beine hatten.

Fußball spielte ich natürlich auch, trotz der Tatsache, dass ich die Prothese ständig verlor.


Einen großen Anteil an meinen Umgang mit meinem Schicksal hatten meine Freunde.

Mit Akzeptanz und kindlicher Gleichgültigkeit begegneten sie mir und meiner Amputation. Sie behandelten mich, als wäre nichts passiert.

So konnte ich meine körperliche Einschränkung anerkennen und sie zu einem Teil von mir selbst machen. Noch heute vergesse ich im Alltag oft, dass ich eine Unterschenkel-prothese besitze.


So kam ich in die Schule und hatte das Glück auf einen Sportlehrer zu treffen, welchem die sportliche Entwicklung des Einzelnen sehr am Herzen lag. Er erkannte mein Talent und empfahl meinen Eltern daran festzuhalten. So nahm meine sportliche Karriere als Leichtathlet erst in regionalen, dann in nationalen und später sogar internationalen Kreisen Fahrt auf. Heute habe ich das Privileg, den Sport finanziell unterstützt auszuüben.


Meine Motivation dabei: meine körperliche Einschränkung durch die Qualität meiner Leistungen unsichtbar zu machen!


Mein alltägliches Hilfsmittel, meine Prothese, spielte dabei schon immer die entscheidende Rolle. Schon seit Beginn meiner Unfallrehabilitation lernte ich mich in jeglichen Lebenslagen auf die Funktionalität der Prothesen zu verlassen und diese für mich zu nutzen.

Heute darf ich ich eine Prothese für die alltägliche Nutzung, eine Badeprothese zum Einsatz beim Duschen und Schwimmen, sowie eine Carbonfeder, welche dynamische Bewegungsabläufe ermöglicht, gebrauchen.


Doch diese Prothesenvielzahl darf nicht mit dem täglichen Schuhwechsel verwechselt werden!


Während meine Schuhwahl am Morgen von meinen optischen Anforderungen an den Schuh geprägt ist, ist meine Prothesenwahl der Funktionalität untergeordnet. Man könnte auch sagen: ich brauche überhaupt erst so viele Prothesen, da keine so gut ist, dass sie in jeder Lebenslage einen natürlichen Unterschenkel ersetzen kann.


Somit ist es für mich essentiell meinen Körper, sowie Bedürfnisse zu kennen und die Vorteile jeder einzelnen Prothese für mich zu nutzen bzw. den Nachteilen keine Bedeutung beizumessen.


Heute kann ich von mir stolz behaupten, dass mein Handicap keine Einschränkung, sondern meine individuelle Möglichkeit zum Anders sein darstellt. Denn ohne mein Handicap wäre ich nicht der, welcher ich heute bin!
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